
Gottesdienst am 1. Sonntag nach Epiphanias, den 09.01.2022 in Lichtenau

Gottesdienst am 1. Sonntag nach Epiphanias, den 09.01 2022, um 10 Uhr in Lichtenau
mit Pfarrer i.R. Norbert Unkrich
Dieser Gottesdienst wird nicht per Zoom übertragen:
Wenn Sie an unserem Gottesdienst nicht teilnehmen können, haben Sie hier die Möglichkeit dennoch mit unserer Gottesdienstgemeinschaft verbunden zu sein. (Gerne dürfen Sie diesen Gottesdienst auch ausdrucken und weitergeben.)
Praeludium
Ihnen allen einen guten Morgen und heute einen gesegneten Sonntag! Ihnen allen und denen, die zu Ihnen gehören, für das neue Jahr Gesundheit und Gottes tägliche Begleitung. Ihnen allen besonders dann, wenn Sie geknickt sind und sich traurig und ganz unten fühlen, die Erfahrung, dass Gott Sie trösten und aufbauen will. Ihnen allen die Kraft, andere Menschen, die Schweres durchzustehen haben, im Sinne Jesu Christi aufzurichten und ihnen neuen Lebensmut einzuhauchen. - Schön, dass ich Sie hier zum Gottesdienst begrüßen darf. An der Orgel begleitet uns Frau Droll. Die Lesung übernimmt Frau Vogel. Vielen Dank! Lied 441, 1-5 Du höchstes Licht
https://www.youtube.com/watch?v=TgR_15iDmAo
Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters
und des Sohnes und des Hl.Geistes. Amen.
Der Herr der Zeit und der Ewigkeit sei mit Euch!
Und mit deinem Geiste!
Wechselpsalm: 745
Ich will singen von der Gnade des Herren ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Mundfür und für;
denn ich sage : Für ewig steht die Gnade fest,
Du gibst Deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
ich habe David, meinem Knechte, geschworen:
Ich will Deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
und Deinen Thron bauen für und für.
Wohl dem Volk, das jauchzen kann!
Herr, sie werden ich Lichte Deines Antlitzes wandeln;
Sie werden über Deinen Namen täglich fröhlich sein
und in Deiner Gerechtigkeit herrlich sein.
Denn Du bist der Ruhm ihrer Stärke,
und durch Deine Gnade wirst Du unser Haupt erhöhen.
177.2 Ehr sei dem Vater
Wir wollen beten:
Göttlicher Vater, du willst, dass wir heil werden. Doch Vieles in
uns ist weder ganz noch heil. Wir sind oft angeschlagen und
zermürbt, geknickt und gebrochen.
Du willst, dass wir aufeinander acht haben. Doch wir reden
aneinander vorbei und bevormunden einander.
Du willst, dass wir uns gegenseitig aufrichten und ermahnen.
Doch es fehlt uns an Courage und Ehrlichkeit.
Du willst, dass wir uns einsetzen für Recht und Gerechtigkeit.
Doch wir trauen deinem Geist in uns kaum etwas zu. -
Wann nehmen wir uns geschwisterlich an die Hand?
Wann erkennen wir, dass unsere Schwäche deine Stärke ist?
Göttlicher Vater, damit wir als deine Kinder leben und wirken,
rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich! Kyrie
Gott hat sich unser in Jesus Christus erbarmt. Darum heißt es
im 1. Johannesbrief: „Seht, welche Liebe hat uns der Vater
erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind
es auch!“ Ehre sei Gott in der Höhe! Gloria
Gott, unser aller Vater,
In der Taufe hast du uns zu deinen Töchtern und Söhnen
gemacht. Rüste uns aus mit deinem Geist, damit wir auch als
Getaufte leben und uns dir würdig erweisen, indem wir das
Niedergeschlagene aufrichten und das Schwache schützen
und so das Licht deiner Barmherzigkeit zum Leuchten
bringen. Vollende in und durch uns, was du in deinem Sohn
begonnen hast. Dir sei Ehre - jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Lesung: Jesaja 42, 1-4:
Lied: 71, 1+3+6 O König aller Ehren
https://www.youtube.com/watch?v=q4i8Fd-sacs
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und
dem Herren Jesus Christus. Amen.
Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm
verkündige und öffne unsere Ohren für dein Evangelium.
Amen.
Liebe Gemeinde!
Wie geht es Ihnen? Wie fühlen Sie sich an diesen ersten
Tagen des neuen Jahres? Hat der graue Alltag mit seinen
Anforderungen und vielen negativen Nachrichten Sie wieder
fest im Griff? Leiden Sie unter den täglichen Missverständ-
nissen, Reibereien und Machtkämpfen, die womöglich wieder
aufgebrochen sind? Ist vom Glanz des Weihnachtsfestes
wenigstens noch ein Kerzenschimmer in Ihrem Herzen? -
Längst nicht alle Menschen können sagen, dass es ihnen
rundum gut geht, dass sie gesund und zufrieden sind, dass
sie stress- und angstfrei leben, dass sie nichts zu klagen
haben!
Wie geht es Ihnen? Ich denke an Menschen, die unter einem
„Burnout-Syndrom“ leiden. „Burnout-Syndrom“ meint einen
Zustand totaler Erschöpfung, entstanden durch berufliche und
familiäre Überbelastung, durch Stress und Enttäuschung, wie
es zurzeit Corona-bedingt im Dienstleistungsbereich bei
Ärzten, Schwestern und Pflegern, oder bei der Polizei, der
Feuerwehr und bei allen, die für eine umfängliche
Energieversorgung (Strom, Gas, Wasser usw.) zuständig sind,
anzutreffen ist.
Wie geht es Ihnen / Euch? Ich denke an Schülerinnen und
Schüler, die von anderen gemoppt werden. Gemoppt, weil sie
anders sind als die, die bestimmen, oder andere Kleidung
tragen; weil sie diese oder jene Schwäche haben oder
Ausländer sind; weil sie bessere Noten schreiben als die
meisten oder sich dem Gruppendruck nicht beugen. Auf
vielfältige Weise können Menschen in ihrer Persönlichkeit
sowohl körperlich als auch seelisch zerstört werden.
Wie geht es Menschen, die von Naturkatastrophen (Feuer,
Sturm, Überschwemmung, Erdbeben, Eis usw.) heimgesucht
wurden. Oder Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten,
die unter die Kriegsmaschinerie geraten sind? Oder
Menschen, die durch den Tod urplötzlich einen lieben und
ihnen wichtigen Menschen verloren haben?
Viele Menschen sind geknickt; sind in ihrer Seele, in ihrer
Persönlichkeit, in ihrer Würde angeknackst und gebrochen.
Sie gleichen abgebrannten Kerzenstummeln; sie kommen sich
jämmerlich, erbärmlich, ausgebrannt, ausgenutzt vor. Alle ihre
Wünsche und Träume, ihre Hoffnungen und Visionen sind zu
Asche verkohlt - gleich einem verlöschenden Scheiterhaufen.
Und nun dieses Prophetenwort:
„Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den
glimmenden Docht wird er nicht auslöschen!“
Mitten in dem Klagelied, das sehr viele Menschen anstimmen
müssen, lässt der Prophet uns teilhaben an seiner Hoffnung
für sein Volk!
Und ich will prophetisch sagen: Mitten in unseren Klageliedern
und Jammerliedern, die wir und viele andere anstimmen bzw.
Anstimmen müssen, gilt auch uns heutigen Menschen hier
und überall auf der Welt dieser Hoffnungsstrahl: „Das
geknickte Rohr wird er, der Sohn Gottes, nicht
zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er, dein
Heiland, nicht auslöschen!“
Dieses Hoffnungslied gilt! Es gilt, auch wenn Skeptiker und
Zweifler Gott vorwerfen, er sei kein Gott, weil er Leid und
Rechtlosigkeit, Herzenskälte und Egoismus, weil er
Terrorismus und Fanatismus, Mord und Totschlag zulässt.
Gott sei kein Gott, weil er seinen Menschen zu wenig
Leuchtkraft schenkt, weil er ihnen zu wenig Regenerations-
zeit zukommen lässt. Gott sei kein Gott, weil er es zulässt,
dass Menschen auf vielfältige Art und Weise auf ihren Mit-
Menschen herumhacken und ihre Würde zertreten. - Leider
müssen wir zunehmend feststellen, dass in unserer
gegenwärtigen Gesellschaft Macht und Verrohung zunehmen,
während die Schwachen, die Rücksichtsvollen und alle, die
sich an Recht und Gesetz zu halten versuchen, überschrieen
werden.
„Der Knecht Gottes wird das geknickte Rohr nicht
zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht
auslöschen! In Treue trägt er das Recht hinaus“.
Ganz unscheinbar kommt Gott in unser Leben. Er kommt als
ein Kind - nur von einigen wenigen als der Sohn Gottes
erkannt, wie den Hirten auf dem Felde, den Weisen aus dem
Morgenlande, dem greisen Simeon und der Witwe Hanna.
Darum musste der Evangelist Johannes leider feststellen: „Er
kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf!“
Doch so wirkt Gott und später der erwachsene Jesus, der für uns
der Knecht Gottes ist: Er, Jesus, der als erwachsener Prediger die
selig preist, die geistlich arm sind; die Leid tragen; die sanftmütig
sind; die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten; die friedfertig
sind. Er, Jesus, der sein Kreuz selbst getragen hat; der für die
bittend bei seinem göttlichen Vater eingetreten ist, die ihn
geschlagen, verspottet und schließlich gekreuzigt haben. Den meint
der Prophet Jesaja, wenn er hier geschrieben hat: „Er
wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht
hören auf den Gassen!“ - Ja, Gott hat seinen Sohn gesendet und
sendet heute uns; er beruft uns als NachfolgerInnen seines Sohnes
und rüstet uns aus mit seinem Geist. Es ist der Geist des Mitleidens
und Mitleuchtens, damit wir Empathie (Mitgefühl) empfinden für alle
Geknickten und Überforderten, für alle Gequälten und
Gedemütigten, für alle Lebensschwachen und Ausgebrannten, für
alle Traurigen und Verzweifelten und auf diese Weise mitbauen an
der Verwirklichung des göttlichen Reiches. Jeder und jede darf sich
dafür einbringen, selbst wenn er oder wenn sie noch so geknickt
und verletzt ist bzw. Einem abgebrannten Docht gleicht.
Mitten im Chaos dieser Welt und in der Ernüchterung unseres
Alltages gibt Gott - wie eh und je - lebendige Beispiele von seiner
Liebe und seinem Recht, das nicht an Stärke und Rache, an
Hackordnung und Zerstörung, sondern an mitfühlender Liebe und
Mitleiden, an Trost und Aufbau ausgerichtet ist. - Und genau dieser
Weg muss von uns als Christinnen und Christen auch in diesem
Jahr gegangen werden, auch wenn wir uns dabei noch so klein und
unbedeutend vorkommen. Dazu hat Gott immer wieder die ersten
Schritte getan und uns, als die Zeit erfüllt war, in seinem Sohn ein
für alle Mal gezeigt, was uns in seinem Sinne menschlich machen
kann!
„Was machst du, wenn du einen Käfer siehst, der auf dem Rücken
liegt?“ - lautete einmal eine Frage an meine Konfirmanden. Die
meisten gaben zur Antwort: „Ich würde ihn zertreten“. - - -
Menschlich bleiben, das Schwache, den Schwachen schützen, ein
geknicktes Rohr nicht vollends zerbrechen und einen glimmenden
Doch nicht endgültig auslöschen, das ist die Art Jesu Christi,
dessen Geburt wir gefeiert haben und auf dessen Weg wir mitgehen
in Tod und Leben!
Tut es auch uns nicht gut, einem Menschen aufbauend zuzuspre-
chen, ihn zu trösten, ihm ein anerkennendes Wort zu schenken? Tut
es nicht gut, einem Verzweifelten neue Glut der Liebe zukommen zu
lassen? Tut es nicht gut, die Hand zur Versöhnung auszustrecken
und gemeinsam einen Neuanfang zu wagen?
Tut es nicht gut, einem unter Burnout leidenden Menschen eine
Regenerationszeit zu ermöglichen?
Tut es nicht gut, nicht wegzuschauen, wenn ein Schüler / eine
Schülerin gemoppt und in seiner / in ihrer Persönlichkeit zerstört
wird?
Tut es nicht gut, sich stark zu machen für eine lebenswerte Umwelt,
für gerechtere Verhältnisse in Staat und Gesellschaft, ernsthaft für
Frieden zu beten und einzutreten oder ein zertifiziertes Hilfsprojekt
zu unterstützen?
Der Knecht Gottes bzw. ein auf den Namen Jesus Christus
getaufter und konfirmierter Mensch, wird das Geknickte nicht
zerbrechen und einem schwach glimmenden Menschen nicht
endgültig den Todesstoß versetzen! - -
Möge Gott uns im neuen Jahr so aufbauend vorfinden, dass wir
mit unseren bescheidenen Möglichkeiten menschenwürdiges
Leben gegen jegliche Resignation und Untergangsstimmung
erhalten; dass wir uns einsetzen für das Recht Gottes gerade
für die Schwachen und Unterdrückten; dass wir das oftmals
unscheinbare und ausgelachte Licht Gottes in den Stürmen des
Lebens zum Leuchten bringen!
Die Frage, wie es dann Ihnen und uns so kurz nach den
Feiertagen geht, diese Frage würde auf diese Weise dann
womöglich ganz anders beantwortet werden! Amen.
Lied: 417, 1+2 Lass die Wurzel
https://www.youtube.com/watch?v=0WFOv1CYmjg
Lasset uns beten:
Göttlicher Vater, der Alltag hat uns wieder voll im Beschlag.
Vom Glanz des Weihnachtsfestes ist nicht viel übrig
geblieben. Oft fühlen wir uns kraftlos und ausgelaugt, geknickt
und zerbrochen. Und manche Menschen haben noch weit
mehr darunter zu leiden: Menschen mit Burnout-Syndrom;
Menschen die gemoppt und gequält werden; Menschen, die
heimgesucht werden von Unglücksfällen und Katastrophen;
Menschen, die unter Krieg und Terror, Verfolgung und Flucht
zu leiden haben; Menschen, die einen ihnen nahestehenden
Angehörigen verloren haben. - Du kennst alle, die geknickt
und verletzt sind an Leib und Seele; deren Lebenskraft
verbraucht und abgebrannt ist.
Sende uns, deine Kinder, als Boten deiner Liebe und als
Zeugen deiner Wahrheit in diese Welt und besonders zu den
Menschen, die schwach und glaubensschwach sind, kraftlos
und verletzt.
Gib uns deinen Geist, der uns Mut macht, für die zu sprechen,
deren Mund aus Furcht verschlossen bleibt: Für die, die
ungerecht behandelt und von anderen schamlos ausgenutzt
werden. Für die, deren Rücken krumm unter der Last der
Arbeit und deren Herz schwer unter dem Leid geworden ist.
Gib uns deinen Geist, der uns fähig macht, wie dein Sohn für
die da zu sein, die uns brauchen: für die Schwachen und
Hilflosen, für die Kranken und Leidenden. Für alle, die dein
Licht zum Leben und deine Liebe zum Aufatmen nötig haben.
(Fürbitten für Verstorbene)
Und miteinander und füreinander beten wir weiter, wie uns
Jesus Christus zu beten gelehrt hat: Vater unser im Himmel.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle menschliche
Vernunft, begleite Euch:
Er erfülle Eure Herzen; er regiere Eure Gedanken; er bestimme
Euer Tun. Amen.
Abkündigungen:
Lied: 610, 1-3 Herr, wir bitten
https://www.youtube.com/watch?v=HcLdaVpf0os
Wochenspruch: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“.
Segen
Postludium
All unsere Gottesdienste – teilweise auch zum Anhören - und weitere Impulse finden Sie auch auf unserer Homepage: https://www.ev-kirchengemeinde-lichtenau-baden.com/unsere-gottesdienste
