
Gottesdienst am 14. Sonntag nach Trinitatis, 5.09.2021

Gottesdienst am 14. Sonntag nach Trinitatis, 5. September 2021
in der Evangelischen Kirche Lichtenau um 10:00 Uhr mit Pfarrer i.R. Norbert Unkrich
Wenn Sie an unserem Gottesdienst nicht teilnehmen können, haben Sie hier die Möglichkeit dennoch mit unserer Gottesdienstgemeinschaft verbunden zu sein. (Gerne dürfen Sie diesen Gottesdienst auch ausdrucken und weitergeben.)
Praeludium
Ihnen allen, liebe Gemeinde, einen guten Morgen, einen
gesegneten Tag!
Wie sollen gerade wir als Christinnen und Christen leben?
Immer wieder müssen wir uns von Gott ansprechen und
ermutigen, ermahnen und korrigieren lassen, damit unser
Leben etwas ausstrahlen kann von seinem Geist und
seiner Liebe. Dazu möge auch dieser Gottesdienst
beitragen. Ich begrüße Sie alle ganz herzlich und freue
mich, zusammen mit Ihnen nun diesen Gottesdienst
feiern zu können.
Lasst uns unseren Gottesdienst beginnen im Namen
Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes.
Amen.
Der Herr sei mit Euch! Und mit deinem Geiste!
Wechselpsalm: 774
177.2 Ehr sei dem Vater…
Wir wollen beten:
Gott, wir feiern Gottesdienst und bitten dich, dass Du
anwesend bist und mit uns feierst. Jede und jeder von
uns befindet sich in einer ganz bestimmten Lebenssituation. Für manche ist dieser Gottesdienst ein
Dankgottesdienst, für andere eher ein Klagegottesdienst.
Die einen freuen sich über etwas, was ihnen gelungen ist,
die anderen sind vielleicht voller Trauer und Bitterkeit.
Dazu kommt, dass wir alle, wenn wir daran denken, in
welcher Lebenssituation sehr viele Menschen sich
befinden, darunter leiden, dass es so viele Kriege und
Anschläge gibt, so viel Macht und Gewalt, so viel Elend
und Krankheit, so viele Unglücksfälle und Katastrophen.
Welchen Weg geht unsere Welt, geht die Menschheit,
gehe ich in diesen Zeiten? - Du kennst uns in unseren
unterschiedlichen Gefühlen und Entscheidungen. Gehe
mit jedem von uns als der gute Hirte und schicke uns
immer wieder Deinen wegweisenden Geist. Amen.
Lied: 389, 1-5 Ein reines Herz, Herr
https://www.youtube.com/watch?v=SMYzKrS81Mc
Lesung: 1. Thessalonicher 5, 14-24 (Frau Krüner)„
Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder:
Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt
die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.
Seht zu, dass keiner dem anderen Böses mit Bösem
vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach
untereinander und gegen jedermann.
Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar
in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus
Jesus an euch.
Den Geist dämpfet nicht. Prophetische Rede verachtet
nicht. Prüft aber alles, und das Gute behaltet. Meidet das
Böse in jeder Gestalt.
Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und
durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib
unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus
Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird‘s auch tun“.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater
und dem Herren Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde!
Paulus legt die Messlatte sehr hoch. Mit knappen Worten
unterstreicht er, was er von einem Christen, einer Christin
erwartet. Immer und allezeit; ohne Unterlass und
Unterbrechung; nicht ein bisschen von diesem oder
jenem, sondern in allen Dingen; durch und durch und
nicht: hier ein wenig und dort ein wenig!
Solche Konsequenz, solches 100 prozentige Leben als
Christin bzw. Als Christ kann uns schon entmutigen: Ja,
ich kann schon geduldig sein, aber doch nicht immer und
gegenüber jedem Menschen. - Ja, ich bin gerne fröhlich,
aber mein Leben lässt dies nicht immer und allezeit zu. -
Ja, ich bete, aber auch nicht ständig. - Ja, ich bedanke
mich des Öfteren, aber längst nicht für alle Dinge. - Und
so können solche strengen Regeln mich schon
entmutigen und deprimieren.
Drei kleine Szenen:
A) Die Nachbarn klagen: „Wie die ihre Kinder immer
vollstopfen. Jeder weiß doch, dass alles Gift ist, was
zu viel ist: zu viel an Süßigkeiten, zu viel an
Spielsachen, zu viel an neuen Kleidern. Alles, was die
Kinder wollen, kriegen sie. Lieber sollten die Eltern
mehr Zeit für ihre Kinder haben. Aber man kann ja
nichts sagen… Kann man nichts sagen?
B) Die Studentin sitzt lustlos vor ihrem Laptop. Sie schaut
nach draußen und sucht die Sonne in diesem
verregneten Sommer. Es ist alles so öde. Es fehlt ihr der
Kontakt zu ihren Kommilitonen. Einen Hörsaal hat sie
Corona bedingt schon seit Monaten nicht mehr betreten
können. Ihr ist die Freude am Lernen vergangen. Um sie
herum und in ihr selbst ist alles so trist und trostlos.
C) Sebastian springt durch die Programme. Er versucht,
4 Filme gleichzeitig zu sehen und dazu noch eine Show.
Wo ist es am spannendsten? Nur ja nichts verpassen.
Und doch nichts ganz anschauen und auch nichts richtig
mit zu bekommen…
Unsere Welt, unser Leben ist kompliziert und hektisch
geworden. Wer kann sagen, was wirklich gut oder böse
ist gerade beispielsweise in der Erziehung? Wer kann
sagen, wie lange Corona uns noch einschränkt? Wer
kann stark sein gegenüber der Verführung durch die
Werbung? - Immer weniger Menschen haben meiner
Meinung nach die Kraft, etwas wirklich ganz vom Anfang
bis zum Ende durchzustehen. Warum nicht einmal - um
ein Beispiel zu nennen - einen Film vom Anfang bis zum
Ende konzentriert anschauen und sich darüber mit
anderen auszutauschen? - Viele Menschen leiden an
dieser Vereinzelung und Überforderung, an ihrer
Sprunghaftigkeit und Unersättlichkeit. Und sehr viele
begehen einen großen Fehler, wie ich meine. Weil sie mit
ihrer eigenen Lebensweise nicht mehr zurecht kommen,
laufen sie radikalen Gemeinschaften nach; einige laufen
religiösen Sekten nach; die Mehrheit von ihnen mehr
extremen politischen Gruppierungen, Parteien und
Querdenkern. Denn dort gibt es ein Wir-Gefühl, das sie
ansonsten schmerzlich vermissen. Und was ihnen dort
vorgegaukelt wird, klingt mitunter verführerisch. Und
dabei merken sehr viele nicht, dass dieser Weg ein Irrweg
ist, der nicht nur in Entmündigung und Abhängigkeit
endet, sondern Menschen-verachtende und Machtgierige Ziele verfolgt.
So trifft bei sehr vielen Menschen ein Wort aus Jeremia 2,
13 zu, wo Gott bereits festgestellt hat: „Mein Volk tut eine
zweifache Sünde: mich, die lebendige Quelle, verlassen
sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und
kein Wasser geben!“ - Gott, die erfrischende, die Leben
spendende Quelle - von sehr vielen nicht mehr als solche
erkannt und akzeptiert. Deshalb auch die wenigen
Gemeindeglieder in unseren Gotteshäusern und
andererseits der Zulauf zu den vielen anderen
Angeboten, die aber nicht das Wasser des Lebens und
auch nicht das Brot des Lebens erhalten, vielmehr rissig
gewordenen Zisternen gleichen. - Ja unsere Konsumwelt
zerfällt immer mehr in eine Angebotswelt. Darunter leiden
die einen, während die anderen versuchen, ein möglichst
großes Stück vom Kuchen für sich abzuschneiden.
Paulus weckt in mir die Sehnsucht, dass es ein erfülltes
Leben gibt, weil es sich an dem Willen Gottes orientiert.
Die Sehnsucht nach einem Leben, in dem ich ehrliche
Annahme und Geborgenheit erfahre. Dabei muss ich
mich nicht entmündigen und alle meine Rechte aufgeben.
Bei einem solchen Leben müssen auch nicht Menschen
verachtet werden. Denn Menschen, die sich an Gott
ausrichten - so Paulus -, halten untereinander
zusammen, ergänzen sich, korrigieren sich, tragen und
trösten sich gegenseitig.
Deshalb schreibt er in Vers 14: Wir ermahnen euch aber,
vermahnet die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen,
traget die Schwachen, seid geduldig jedem Menschen
gegenüber. - Und in Vers 15: Seht zu, dass keiner Böses
mit Bösem vergelte, sondern jaget allezeit dem Guten
nach untereinander und jedem Menschen gegenüber. -
Und in den Versen 16-18: Seid allezeit fröhlich, betet
ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das
ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. - Und in
den Versen 19-22: Den Geist dämpfet nicht.
Weissagungen verachtet nicht. Prüfet aber alles, und das
Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt. -
Alle diese Möglichkeiten wurzeln nach Paulus in Gott. Er
ist der Gott des Friedens. Er kann Menschen ergreifen
„durch und durch“, also ganzheitlich, wie wir heute
sagen. - Alle diese Möglichkeiten, die Paulus in der
Beziehung zu Gott sieht und die er den Christen in
Thessalonich zutraut, wecken in mir die Sehnsucht, die
Hoffnung, dass auch heute und hier bei uns und hier
unter uns manches davon möglich ist: Manches an
Gemeinschaft, an Ausdauer, an Verbindlichkeiten, weil
Menschen sich nicht nur an Gott ausrichten, sondern weil
Gott uns auch dazu befähigt, wie es in Vers 24
festgestellt wird: „Getreu ist der, der euch ruft; er wird‘s
auch tun!“
Um dies zu unterstreichen nenne ich 2 Aufforderungen
aus unserem heutigen Text: 1. „Seid allezeit fröhlich“:
Willi Wiberg ist 5. Der Vater ruft ihn zum Frühstück, damit
sie pünktlich loskommen.Doch Willi hat immer noch
schnell etwas zu erledigen. Der Vater steigert sich in Wut,
doch Willi besänftigt ihn mit der Zeitung. Und dann
macht Willi ganz schnell, dass er auf der Schwelle steht.
Doch nun fehlt der Vater. Willi ruft, bis eine Antwort aus
der Küche kommt: Moment, ich will noch schnell die
Zeitung zu Ende lesen. Da kann Willi seinen Vater
entlarven: ‚Siehst du, jetzt hast du auch gesagt: Ich will
schnell!‘ Und der Vater? Er lacht - Gott sei Dank! ‚Lass
uns gehen‘ sagt Willi. Ja, sagt der Vater, wir wollen nur
noch… Was nur noch? - Wir wollen nur noch zu Ende
lachen‘. - - „Seid allezeit fröhlich!“ Das ist dann kein
unechtes, kein erzwungenes Lachen, vielmehr ein
Lachen, das aus dem Herzen kommt. Eine Fröhlichkeit
und eine Gelassenheit, die viel in unserem verkrampften
Alltag mit seinen vielen Zwängen und Abläufen retten
kann. Eine Fröhlichkeit, die für mich aus Gott kommt.
Und die 2. Aufforderung: „Betet ohne Unterlass!“
Dabei geht es nicht um eine Ablenkung von dieser Welt
mit ihren Aufgaben und Anforderungen, sondern um eine
kritische Haltung dieser Welt und dem Leben gegenüber.
Es geht darum, hinter der Vielfalt der Dinge, die täglich
auf mich einstürzen und hernieder prasseln, Gott zu
entdecken. Eine persönlich Beziehung zu Gott zu
entwickeln, welche die Frage stellt: Gott, wie würdest du
jetzt in dieser oder jener Situation entscheiden? Das heißt
für mich, betend durch den Tag zu gehen.
Ja, ich möchte mich von den vielen Aufforderungen, die
Paulus für uns alle hier in diesem Abschnitt aufgelistet
hat, nicht entmutigen lassen, im Gegenteil: Wir müssen
den Mut aufbringen, unsere Möglichkeiten, die wir alle als
Christen haben, zu entdecken und anzuwenden. In einer
Welt, die verwirrt und rasant fortschreitet, die täglich
neue Konflikte gebiert, hält Gott für uns alle
Möglichkeiten bereit, schon jetzt in seinem Sinne
ganzheitlich und heilend zu leben, so wie es Paulus in
Vers 23 erbittet: „Er aber, der Gott des Friedens,
heilige euch durch und durch; und euer Geist ganz
samt Seele und Leib müsse bewahrt werden
unversehrt, unsträflich auf die Ankunft unseres Herrn
Jesus Christus“. Amen.
Lied: 404, 1+3+6 Herr Jesu, Gnadensonne
https://www.youtube.com/watch?v=cT6aEupdVoc
Lasset uns beten: Fürbitten
Göttlicher Vater, du verlangst viel von uns. Denn wir
sollen keine halbherzigen Christinnen und Christen sein.
Den Anspruch, den du an uns und unsere Beziehung zu
dir legst, können wir kaum erfüllen. Das kann uns
mitunter entmutigen, weil wir spüren, wie fehlerhaft und
rückfällig wir im Bezug auf unseren Glauben sind. Und
das zeigt sich auch in unserem Leben: Wir tun uns
schwer, unsere Glaubensausrichtung im Bezug auf
unsere Kinder und Enkelkinder sowie auf die Erziehung
umzusetzen. Wir leiden an den Anforderungen des
Lebens in einer stressigen und kompliziert gewordenen
Welt. Wir erliegen der Werbung und den ungezählten
Angeboten die uns zu erschlagen drohen. So laufen
manche unter uns extremen Gruppen nach, weil ihren
dort eine heile Welt vorgegaukelt wird. Immer mehr
gleichen wir Menschen, die dich, die lebendige Quelle,
verlassen und sich rissige Zisternen bauen. Dabei
möchten wir Halt und Geborgenheit erfahren, Annahme
und Gemeinschaft. Hilf uns durch deinen Geist, dass wir
uns dazu gegenseitig ermutigen und stärken; dass wir
uns im Glauben an dich festmachen; dass wir prüfen,
was wirklich gut für uns ist und das Böse meiden; dass
wir zuversichtlich und fröhlich den Weg gehen, den du für
uns vorgesehen hast; dass wir unsere betende
Beziehung zu dir nicht vernachlässigen. Du willst und
wirst uns die Kraft dazu geben. Tue es und segne uns.
Denn dann ist der Anspruch, den du an uns hast, keine
halbherzigen Christinnen und Christen zu sein, auch
wirklich zu erfüllen. Amen.
Und miteinander und füreinander beten wir, wie Jesus
Christus uns zu beten gelehrt hat: Vater unser im…
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle
menschliche Vernunft, begleite Euch:
Er erfülle Eure Herzen; er regiere Eure Gedanken; er
bestimme Euer Tun. Amen.
Abkündigungen
Lied: 667, 1-4 Selig seid ihr
https://www.youtube.com/watch?v=6dYeOKu_jok
Segen mit 3 fachem Amen
Postludium
All unsere Gottesdienste – teilweise auch zum Anhören - und weitere Impulse finden Sie auch auf unserer Homepage: https://www.ev-kirchengemeinde-lichtenau-baden.com/unsere-gottesdienste
