Gottesdienst am Sonntag Estomihi, den 14.2.2021

Gottesdienst am Sonntag Estomihi, den 14.2.2021
um 10:00 Uhr in Lichtenau mit Pfarrer i.R. Norbert Unkrich
Wenn Sie an unserem Gottesdienst nicht teilnehmen können, haben Sie hier die Möglichkeit dennoch mit unserer Gottesdienstgemeinschaft verbunden zu sein.
(Gerne dürfen Sie diesen Gottesdienst auch ausdrucken und weitergeben)
Orgelvorspiel
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen.
„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles
vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten
von dem Menschensohn“.
Mit diesem Spruch für die kommende Woche grüße und
begrüße ich Sie alle ganz herzlich zu unserem heutigen
Gottesdienst! Am kommenden Mittwoch, Aschermittwoch,
beginnt die Passionszeit und Fastenzeit, diese intensive
Zeit vor Ostern. Wir denken zum einen an den Weg Jesu
zum Kreuz und erfahren, dass sich christliche Nachfolge
auch durch Leid hindurch vollzieht. In den Armen und
Unterdrückten dieser Welt wird deutlich, warum Jesus den
Weg des Leidens gehen musste. - Ich selbst werde heute
jedoch (ausgehend vom vorgegebenen Predigttext aus
Jesaja 58, den wir nachher hören werden) das Fasten in
den Vordergrund dieses Gottesdienstes stellen.
Psalm 31 (Nr. 911.1 Neues Gesangbuch)
Wir wollen beten:
Göttlicher Vater, du willst jetzt mit uns reden, denn du hast
unser Heil im Blick. Zugleich fragst du, welche Menschen
wir in unserem Lebenshunger vergessen, und ob wir vor dir
bestehen können. Du weist uns hin auf deinen Sohn, dem
du einen schweren Leidensweg zugemutet hast. Er ist
diesen Weg gegangen, um uns zu zeigen, wie echt seine
Liebe ist. Hilf uns, dass auch wir den Weg der ehrlichen
Liebe wählen. Darum bitten wir dich - heute und besonders
in diesen Wochen vor Ostern. Amen.
Lied: (Evang. Gesangbuch 417, 1+2)
1. Lass die Wurzel unsers Handelns Liebe sein, senke sie in
unser Wesen tief hinein. Herr, lass alles, alles hier auf
Erden Liebe, Liebe werden! Herr, lass alles, alles, hier auf
Erden Liebe, Liebe werden!
2. Lass die Wurzel unsers Handelns Liebe sein, dieser
größten Gabe ist kein Dienst zu klein. Herr, lass alles,
alles hier aufs Erden Liebe, Liebe werden! Herr, lass
alles, alles hier auf Erden Liebe, Liebe werden!
Liebe Gemeinde!
Hatten Sie schon einmal gefastet? Und wenn, warum?
Mein Krankenhausaufenthalt im letzten September.
Darmverschluss. Sofortige Operation. Danach: zehntägiges
Fasten: Nur dünne Gemüsebrühe, Tee und Wasser. Ich
hatte fast 7 kg abgenommen. Zugegeben: Diese Tage
waren nicht immer leicht für mich, zumal mein Bettnachbar
nach seiner Operation (eine andere) sein ganz normales
Essen genießen konnte.
Das Fasten, um sein Gewicht zu reduzieren, um etwas für
seine Gesundheit zu tun, steht heutzutage hoch im Kurs.
Daneben gibt es ein Fasten aus religiösen Überlegungen -
und dies thematisiert bereits im AT. Das soll kein diesem
Gottesdienst einmal im Vordergrund stehen. - Heute (am
Faschingssonntag) in gereimter Form:
„Warum“, so fragt einst Israel, „ist Gott bei uns denn nicht
zur Stell, wenn seinem Volk es schlecht ergeht und alles
fast schon ist zu spät?“ - Als Antwort auf so manche Plage:
Es gab offizielle Fastentage. Doch Israel war unzufrieden,
wenn diesen kein Erfolg beschieden:
„Wir rufen Gottesdienste aus, doch Gott ist scheinbar außer Haus!
Wir sind doch alle angetreten, warum hört Gott nicht unser Beten?
Wir schreiben uns ein Fasten vor und finden doch nicht
Gottes Ohr. Wir machen uns in Demut klein.
Warum will Gott nicht mit uns sein?“
Hören wir dazu aus Jesaja 58, 2-9a:
„Sie suchen mich täglich und begehren, meine Wege zu
wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon
getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte.
Sie fordern von mir Recht. Sie begehren, dass Gott sich
nahe. - „Warum fasten wir, und du siehst es nicht an?
Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst es nicht
wissen?“ - Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch
euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter.
Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit
gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt
tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. -
Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe; ein Tag,
an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf
hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet?
Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der
Herr Wohlgefallen hat? - Das aber ist ein Fasten, an dem
ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden
hast; lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die
du bedrückst; reiß jedes Joch weg! - Brich dem Hungrigen
dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins
Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und
entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! - Dann wird dein
Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung
wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird
vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen
Zug beschließen. Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir
antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin
ich!“
Ein Fasten, das der Prophet anprangert:
„Damit scheint nun erst einmal klar: das Fasten nicht ganz
ernsthaft war. So jedenfalls sieht‘s der Prophet, dem es um
echten Glauben geht. „Habt ihr ein Recht, zu Gott zu flehn,
wenn er muss so viel Unrecht sehn? Ihr Menschen zieht
Gott vors Gericht, nur euer Unrecht seht ihr nicht. Ihr könnt
nicht in den Tempel rennen und euren Alltag davon trennen.
Wer andre Menschen schwer bedrückt, sich selbst vor Gott
ins Unrecht rückt. Es kann nicht fromm im Tempel sein, wer
vor der Tür schlägt gottlos drein, wer dann im Alltag Messer
wetzt und rücksichtslos sein Ziel durchsetzt“.
Ein Fasten, wie es der Prophet versteht:
Wollt ihr von Gott Verändrung sehn, muss es euch auch um
Bessrung gehn. Gott will von euch ein andres Fasten! Ihr
sollt die armen Leut entlasten! Wer hungrig ist, soll etwas
essen und seine Not schon bald vergessen! Wenn ihr ihm
helft zurück ins Leben, soll es nicht Wucherzinsen geben!
Es sieht euch Gott in Gnaden an, wenn jemand wieder
lachen kann, weil ihr bei einer Lebenslast ihm hilfreich unter
die Arme fasst! Entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
Versorge deine Eltern gut!
Unsere heutige Einstellung:
Doch auch bei uns liegt Frömmigkeit im Streit mit Alltagswirklichkeit.
Man meint, es muss auf allem Tun von selber
auch ein Segen ruhen. „Ich will doch nur mein Stück vom
Glück!“ Und weiche keinen Schritt zurück. „Ich will‘s“, ruft
man und ist gekränkt, wenn Gott nicht seinen Segen
schenkt. - Ging’ s früher um die harte Faust, man heute
noch ganz anders haust. Wir haben heute größere Waffen
und können weit mehr Unglück schaffen. „Gott sei mit uns“,
es wäre schön, würd dies auch in Erfüllung gehn! - Die
Menschen liegen Gott im Ohr; doch er hält uns den Spiegel
vor!
Unsere Forderungen an Gott:
Wo man beansprucht heut sein Recht, geht es den andern
meistens schlecht. Man kann doch immer Gründe finden,
um seine Ziele zu begründen. Besonders übel ist es schon,
kommt Schlechtes her mit Religion. Auch wer sich selbst
sieht recht-geleitet, manch Böses in der Welt verbreitet.
Man ruft den Namen Gottes an und meint, es wär damit
getan, wenn Gott man in dem Munde führt und Glaube so
zum Werkzeug wird.
Unser Verhalten hat Auswirkungen:
In vielen Ländern dieser Welt man streng es mit dem
Glauben hält. In früheren Jahren nahm man an, was von
uns aus dem Westen kam. Doch fühlen viele sich belogen
und um ihr Lebensrecht betrogen. Der Westen ist nicht
Leitkultur, weil er gebracht hat Leiden nur. Er hat die Erde
ausgeraubt und Öko-Schätze frech geklaut und umgekehrt
ganz ungeniert den Giftmüll wieder exportiert. - Und weil der
Westen säkular, nahm man anderen den Glauben gar.
Geld regiert die Welt.
Es ist die Arbeitslosigkeit ein großes Thema unsrer Zeit. Als
Spitze gilt und als geschickt, wer Menschen auf die Straße
schickt. Dabei liegt Wert doch nicht in Sachen - vielmehr in
denen, die was machen, dass Menschen haben täglich Brot
und sie nicht stürzen in die Not. - Es wettet mancher
Börsenhai und fühlt sich von Verpflichtung frei auf Kurse
und auf manchen Preis. Stimmt der noch nicht, wird ihm
nicht heiß. Es wird gedreht; es wird getrickst. Der kleine
Mann denkt sich: „Verflixt! An diese Leut geht man nicht hin,
versteuert nicht deren Gewinn!“ Warum soll Gott zu denen
halten, die seine Welt nicht gut verwalten, die gar nicht
sehn, was er gegeben und beuten aus das schwache
Leben? - Ein neuer Weg ist ein geläutet, wie man die
Menschen noch ausbeutet: Es wird geforscht, es wird
geklont - egal, ob sich der Aufwand lohnt. Man hat die
Stammzellen entdeckt. Das Leben wird noch mehr
verzweckt. Der eine Embryo wird leben; der andre Forschern übergeben.
Und wer nicht forscht, gilt als Versager.
Dein Bruder - dein Ersatzteillager! Vor diesem Mehrling
graut mir schon: ein Bübchen, Mädchen und ein Klon!
Wir dürfen Gott und die Welt nicht trennen!
Es geht mir nicht ums Kritisieren! Gott will uns bessre Wege
führen! Man kann die Welt und Gott nicht trennen, nicht
einerseits den heilig nennen und andrerseits den andern quälen!
Wer Segen will, der muss auch wählen!
Gerechtigkeit in dieser Welt / ist, was für Gott und Menschen zählt!
An Gott gebunden muss man wagen, auch mal ein klares Wort
zu sagen! Es müssen alle sich benehmen und andren nicht
das Leben nehmen!
Drum sprachen häufig die Propheten: Ihr sollt nicht nur mit
Worten beten, es muss auch passen eure Tat, damit vor
Gott ihr steht gerad! Amen.
Lied: (Evang. Gesangbuch Nr. 412, 1+2)
1. So jemand spricht: „Ich liebe Gott“, und hasst doch seine
Brüder, der treibt mit Gottes Wahrheit Spott und reißt sie
ganz darnieder. Gott ist die Lieb und will, dass ich den
Nächsten liebe gleich als mich.
2. Wer dieser Erde Güter hat und sieht die Brüder leiden
und macht die Hungrigen nicht satt, lässt Nackende nicht
kleiden, der ist ein Feind der ersten Pflicht und hat die
Liebe Gottes nicht.
Lasset uns beten:
Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du uns immer wieder
den rechten Weg zum Leben zeigst. Es ist nicht immer
ein leichter Weg, den wir zu gehen haben, um das Ziel
unseres Lebens nicht zu verfehlen. Aber es ist ein Weg, auf
dem du mit uns gehst. Dein Wort stärkt uns und korrigiert
unseren Lebensweg. Denn nicht der Reichtum dieser Welt
kann unser Glück sein, sondern allein die Liebe zu dir und
unseren Mitmenschen.
Wir bitten dich: Gib uns den Mut, trotz aller Verlockungen
dieser Welt dir in Demut des Herzens zu dienen und auch
bescheiden in unseren Ansprüchen zu bleiben. Bewahre
uns vor der Gier nach Reichtum, Macht und Einfluss. Denn
dies ist nicht deine Art, uns Menschen zu helfen.
Wir bitten dich: Behüte unsere Seele vor dem Verlust des
Himmels. Befreie uns von den Versuchungen des Bösen,
die unseren Kopf so leicht verdrehen. Lass uns deinem
Gebot treu bleiben: dich über alle Dinge zu fürchten, zu
lieben und zu ehren, und auch unseren Nächsten zu lieben.
Wir bitten dich für alle, deren Scheunen voll sind, aber
deren Herzen leer bleiben.
Wir bitten dich für die Menschen, deren Herz verschlossen ist.
Befreie sie von den Ketten des Geizes.
Wir bitten dich: Mache uns zum Werkzeug deiner Liebe,
damit wir überall dort, wo es möglich ist, den Armen helfen,
die Traurigen trösten, die Kranken besuchen und die
Sterbenden zu dir geleiten.
Großer und gütiger Gott, du bist unsere Hoffnung und
Zuversicht. Wir halten uns an deinen Sohn Jesus Christus,
der die Auferstehung und das Leben ist. Amen.
Vater unser im Himmel...
Lied: (Evang. Gesangbuch Nr. 583, 1+4+6)
1. Teures Wort aus Gottes Munde , das mir lauter Segen
trägt, dich allein hab ich zum Grunde meiner Seligkeit gelegt.
In dir treff ich alles an, was zu Gott mich führen kann.
2. Was ich lese, lass mich merken, was du sagest, lass mich
tun. Wird dein Wort den Glauben stärken, lass es nicht
dabei beruhn, sondern gib, dass auch dabei ihm das
Leben ähnlich sei.
3. Lass dein Wort mir einen Spiegel auf dem Lebensweg
sein; drücke drauf dein Gnadensiegel, prägt es tief im
Herzen ein, dass ich fest im Glauben steh, bis ich dort
zum Schauen geh.
Der Herr segne Euch und behüte Euch! Der Herr lasse
sein Angesicht leuchten über Euch und sei Euch
gnädig! Der Herr hebe sein Angesicht auf Euch und
gebe Euch seinen Frieden! Amen.
All unsere Gottesdienste – teilweise auch zum Anhören - und weitere Impulse finden Sie auch auf unserer Homepage: https://www.ev-kirchengemeinde-lichtenau-baden.com/unsere-gottesdienste
