Gottesdienst zum 1. Sonntag nach Epiphanias, 10.1.2021

Ein Gottesdienst zum Zuhause feiern für den 1. Sonntag nach Epiphanias, 10.1.21
Von Pfarrer i. R. Norbert Unkrich
Dieser Gottesdienst ist für Sie und Ihre Familie gedacht.
Sie haben hier die Möglichkeit mit unserer Gottesdienstgemeinschaft verbunden zu sein.
(Gerne dürfen Sie diesen Gottesdienst auch ausdrucken und weitergeben)
Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen Gottes, des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“.
(Wochenspruch aus Römer 8, 14)
Aus Psalm 89:
Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich
Und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
denn ich sage: „Auf ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel“.
„Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
Ich habe David, meinem Knechte, geschworen:
Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
Und deinen Thron bauen für und für.
Er wird mich nennen. ‚Du bist mein Vater,
Mein Gott und der Hort meines Heils‘.
Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen,
Zum Höchsten unter den Königen auf Erden.
Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade,
Und mein Bund soll ihm fest bleiben.
Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben
Und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt“.
Göttlicher Vater, alle Menschen sind deine Kinder:
die Alten und die Jungen, die Prominenten und die
Übersehenen, die Einheimischen und die Fremden, die
Frommen und die Suchenden, die Mächtigen und die
Ohnmächtigen, die Gesunden und die schwer Erkrankten;
alle, die nicht wissen, wohin sie gehören, ebenso wie die,
die dich, Gott, einfach einen guten Mann sein lassen.
Sie alle sind deine Kinder. Göttlicher Vater, lass uns das
nicht vergessen. Du schließt keinen aus; du übersiehst und
vergisst keinen; du hast auch keine Vorurteile. Du lässt
deine Sonne aufgehen für jeden, weil für jeden dein Sohn
gekommen, gestorben und auferstanden ist. So leben wir
alle von deiner Güte. Dafür danken wir dir. Amen.
1. O König aller Ehren, Herr Jesu, Davids Sohn, dein Reich soll
ewig währen, im Himmel ist dein Thron; hilf, dass allhier auf
Erden den Menschen weit und breit dein Reich bekannt mög
werden zur Seelen Seligkeit.
2. Du wollst in mir entzünden dein Wort, den schönen Stern, dass
falsche Lehr und Sünden sein meinem Herzen fern. Hilf, dass
ich dich erkenne und mit der Christenheit dich deinen König
nenne jetzt und in Ewigkeit.
Predigttext: Matthäus 3, 13-17
„Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes,
dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und
sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du
kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass
es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu
erfüllen. Da ließ er‘s geschehen. Und als Jesus getauft war, stieg
er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der
Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube
herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom
Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich
Wohlgefallen habe“.
Wer bin ich?
Wer bin ich? Welche Rolle spiele und lebe ich? - Zu Hause,
in der Schule, im Beruf, im Verein? In der politischen
Gemeinde, in der Kirchengemeinde?
„Ich bin der Größte“ (Mohammed Ali).
„Primus inter pares“ (Papst).
„Ich bin ein Werkzeug Gottes“ (Diakonie).
„Ich bin nicht würdig“ (Abendmahlsliturgie).
„Ich habe nur für dich gelebt“ (Mutter / Ehepartner).
Wer bin ich? Welches Selbstzeugnis gebe ich von mir? -
Johannes der Täufer: Wer ist er?
Er ist die Stimme eines Rufers in der Wüste. Ein Eremit im
Gewand aus Kamelhaaren. Er isst Heuschrecken und
wilden Honig. Für sich will er ausdrücklich keine Beachtung,
denn er ist es nach seiner Meinung nicht wert, dem, den er
ankündigt und auf den er mit seiner Bußtaufe vorbereitet,
die Schuhriemen zu lösen. Doch schimpfen konnte er! „Ihr
Schlangenbrut“ hat er z.B. die Schriftgelehrten und die
Pharisäer genannt und ihnen prophezeit, dass sie vor dem,
der da kommt, nicht bestehen werden. - Johannes, ein
Mensch, der auf die Ankunft des Sohnes Gottes vorbereitet.
Ein Mensch, der tauft, ruft und mahnt. Ein Mensch, der zur
Umkehr auffordert. Ein Mensch, der die Wahrheit liebt. Es
hat ihn schließlich seinen Kopf gekostet.
Und eines Tages kommt Jesus zu ihm. Wer ist Jesus?
Von Anfang an bis zum Ende war das Leben dieses Jesus
das Leben eines armen Menschen:
Er wurde in einem Viehstall geboren, lag in einer
Futterkrippe. Seine Eltern mussten mit ihm nach Ägypten
fliehen, um sein junges Leben in Sicherheit zu bringen.
Dann lebte er ungefähr 30 Jahre still und unauffällig in
Nazareth. Die Taufe durch Johannes erst machte ihn
bekannt. Er wollte einer von uns sein. Darum ließ er sich
taufen. - Vor dem Abendmahl kniete er vor jedem seiner
Jünger, um ihnen wie ein Sklave die Füße zu waschen.
Jesus hat nie den Herren gespielt - obwohl er der Herr war!
Er ließ sich wehrlos zum Tod verurteilen.
Er ertrug Todesangst, wie wir sie alle gehabt hätten.
Er schreit seine Gott-Verlassenheit am Kreuz hinaus in
einer Weise, die deutlich macht, wie sehr er doch einer von
uns ist: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Jesus ist Mensch; ebenso ausgesetzt wie wir allem
Menschlichen. Er ist einer von uns geworden, deshalb
wollte er getauft werden.
Doch nach seiner Taufe bezeugt die Stimme vom Himmel:
„Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden
habe“. (Adoptionsformel). Damit hat Gott bestätigt: Dieser
Jesus ist mein Sohn!
Wer bin ich?
Ich bin wie Jesus getauft! Gott hat Wohlgefallen an mir! Ich
bin von Gott angenommen, denn ich bin durch die Taufe
von ihm adoptiert. So bleibt auch über mir der Himmel
Gottes nicht verschlossen! Die Taufe verleiht mir meine
Menschenwürde, weil ich als Geschöpf nun in einer
bleibenden Verbindung zu meinem Schöpfer stehe! Die
Taufe ist das Wasserzeichen des Glaubens, weil das Blut
Christi mich rein wäscht von aller Schuld! - M. Luther hat
sich immer wieder ins Gedächtnis gerufen: „Ich bin getauft“,
um in Zweifel und Anfechtung sicher und gewiss zu sein. Er
fand darin die Kraft, in seinem Vorhaben, die Kirche zu
erneuern, durchzuhalten. Darum hat er formulieren können:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und
niemandem untertan durch den Glauben!“ Das heißt aber
nicht, dass ich rücksichtslos und in überheblichem Stolz
durchs Leben gehen kann. Stolz und froh darf ich darüber
sein, dass ich durch die Taufe adoptiert bin von Gott!
Wer bin ich?
Die Taufe sagt mir folglich klipp und klar: Ich bin von Gott
angenommen. Das heißt: Ich bin, der ich bin! Ich darf so
sein, wie ich bin!
Märchen von Colombin in Kurzfassung:
Am Hof des Königs gibt es mutige Ritter, schöne Damen,
saubere Mägde. Colombin ist ein Narr. Er wird gefragt:
Kommst du mit in den Krieg, auf die Jagd, auf Brautschau,
auf Entdeckungsreise? Colombin sagt immer nein. Der
König fragt: Was willst du denn einmal werden? Colombin
sagt: Nichts! Ich bin schon was! Ich bin Colombin!
Weil ich getauft bin, brauche ich folglich - wie Colombin, wie
Johannes der Täufer, wie Jesus Christus - das Spiel: „Ichbin-der-Größte“ nicht mitzumachen!
Aber ich muss dennoch wissen: Gott offenbart seine
Herrlichkeit in eine nicht erlöste Welt hinein. In der Welt
zählt ja etwas anderes: Macht und Gewalt, Wissen und
Reichtum, Bekanntheit und Beliebtheit usw. Doch der
Glaube katapultiert uns nicht aus der Welt hinaus, sondern
bindet uns enger an den Willen Gottes für diese Welt.
Deshalb formulierte M. Luther auch: „Ein Christenmensch
ist ein dienstbarere Knecht aller Dinge und jedermann
untertan durch die Liebe“. Durch die Liebe, wie Jesus
Christus sie gelebt hat. Gott will durch Menschen, die sich
bewusst in seinen Dienst rufen lassen, diese nicht erlöste
Welt erlösen. Er will seinen Kindern andere Werte
einhauchen als eben Herrschaft und Zerstörung und all die
Äußerlichkeiten, die so viele Menschen blenden.
Darum begann das Christentum als Bußbewegung. Gottes
Geist und Stimme führen uns in eine Umkehr - hin zu Gott.
Damit bekommen wir ein neues Empfinden für das Nichterlöst-Sein unserer Welt. Wir werden als Getaufte, als
Kinder Gottes, geprägt von der Liebe Jesu und von seinem
Kreuz, in dem er alle Gerechtigkeit erfüllte. Wenn Gott
Wohlgefallen an uns hat, weil wir zu Jesus gehören und
seine Gerechtigkeit zu erfüllen versuchen, dann ist dies eine
Rückkehr in die Schöpfung, in der Gott schafft, und in der
eben nicht der Teufel am Werk ist. So braucht Gott
Menschen, die umkehren: weg von dem Weg des Krieges,
der Habsucht, der Herrschsucht, der Ausgrenzung. Gott
braucht Menschen, die aus seinem Geist und seiner
Stimme leben.
Dazu einige Beispiele aus unserem Alltag:
Wir müssen nicht warten, bis der Nachbar in einer
Streitsache klein beigibt. Wir dürfen ihm zuerst die Hand
reichen.
Einem jungen Menschen rufen wir zuerst ein freundliches
„Guten Morgen“ zu, auch wenn er verpflichtet wäre, uns,
den Älteren, zuerst zu grüßen.
Wo wir jemandem übergeordnet sind im Beruf, lassen wir
den anderen nicht zu uns kommen, sondern gehen selbst
zu ihm - ohne Herablassung und Überheblichkeit.
Wir warten mit der Mithilfe im Haushalt nicht, bis wir dazu
aufgefordert werden, sondern sehen selbst, was zu tun ist
und packen freiwillig an.
Der Ton, mit dem wir zu anderen sprechen, wird
freundlicher, netter, gewinnender und bleibt nicht mehr so
herrisch und von oben herab. -
Das alles sind kleine, kleinste Schritte. Überfordern sie uns?
Nein! Sie schenken uns vielmehr Freude, weil wir anfangen,
es in ganz alltäglichen Dingen Jesus gleich zu tun!
Wer bin ich?
Durch solche Zeichen bin ich - wie Johannes der Täufer -
ein Fingerzeig auf Jesus. Ich mache mir seine Liebe zu
eigen. Ich gebe seinem Geist Raum in mir! Und der Himmel
Gottes öffnet sich - nicht nur für mich! Amen.
1. Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und
Heil’ger Geist; ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das
dir geheiligt heißt. Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit
seinem Geist beschenkt.
2. Du hast zu deinem Kind und Erben, mein lieber Vater, mich
erklärt; du hast die Frucht von deinem Sterben, mein treuer
Heiland, mir gewährt; du willst in aller Not und Pein, o guter
Gott, mein Tröster sein.
Göttlicher Vater, du hast deinen Sohn Jesus Christus durch
die Taufe zum Zeugen deiner Herrlichkeit und Macht
berufen. Er hat uns deine Liebe verkündigt und sein Leben
für uns zur Versöhnung mit dir gegeben. Wie seine Taufe
ihn mit seinem Geist erfüllt hat, so machst du auch uns
durch die Taufe zu deinen Kindern.
Darum bitten wir dich um deinen Geist. Er möge uns als
Boten deiner Liebe und als Zeugen deiner Wahrheit in diese
Welt senden. Schenke uns zugleich einen Geist, der die
Angst überwindet und uns stärkt mit Liebe, Kraft und
Besonnenheit.
Gib uns den Mut, für die zu sprechen, deren Mund vor
Furcht verschlossen bleibt. Für die, die ungerecht behandelt
und von anderen schamlos ausgebeutet werden. Für die,
deren Rücken krumm unter der Last der Arbeit und deren
Herz schwer unter dem Leid geworden sind.
Gib uns den Geist, der uns fähig macht, für die da zu sein,
die uns brauchen: für die Schwachen und Hilflosen, die
Kranken und Leidenden; für alle, die dein Licht zum Leben
und deine Liebe zum Atmen nötig haben.
(Weitere persönliche Bitten...)
Vater unser im Himmel...
1. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; A und O, Anfang und
Ende steht da. Gottheit und Menschheit vereinen sich beide,
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah! Himmel und
Erde, erzählet‘s den Heiden: Jesus ist kommen, Grund ewiger
Freuden.
2. Jesus ist kommen, die Ursache zum Leben. Hochgelobt sei der
erbarmende Gott, der uns den Ursprung des Segens gegeben;
dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod. Selig, die ihm sich
beständig ergeben! Jesus ist kommen, die Ursache zum
Leben.
Möge der Geist, der wie eine Taube über Christus
erschienen ist, auch über dir schweben und dein Leben
segnen. Möge dieser Geist dich zu einem Kind Gottes
machen und dein Herz mit göttlicher Liebe entflammen.
Der Herr segne Dich und behüte Dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir
gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir
Frieden. Amen.
All unsere Gottesdienste – teilweise auch zum Anhören - und weitere Impulse finden Sie auch auf unserer Homepage: https://www.ev-kirchengemeinde-lichtenau-baden.com/unsere-gottesdienste
